Ich sage gerne: Medical Training ist anders als das übrige Tiertraining.
Ist das so?

Das stimmt teilweise. Auch das Medical Training unterliegt natürlich den Lerngesetzen.

  • Man bekommt, was man belohnt.
  • Man muss dem Tier Fragen stellen, die es mit JA beantworten kann.
  • Das Verhalten muss unter Ablenkung gefestigt werden, damit es stabil abrufbar ist.
  • usw.

 

Und doch ist es anders…

Beim Medical Training wird sehr häufig die Grenze der Individualdistanz unterschritten.

Wir können uns beim Medical Training nicht damit begnügen, dass das Tier aus der Situation geht, wenn es im zu viel wird. Ein Ergebnis, mit dem wir meistens zufrieden sind, wenn es um Begegnungen im Alltag geht. Der Hund muss nicht unbedingt mit jedem klar kommen. Er soll aber lernen, sich zurückzuziehen, statt nach vorne zu gehen, wenn ihm jemand zu nahe kommt.

Hier fängt das Medical Training aber erst so richtig an. Das Tier soll lernen unangenehme Manipulationen auszuhalten. Denn Augentropfen auf Abstand in Auge zu bringen ist irgendwie schwierig.

 

Wir arbeiten im Bereich von Unsicherheit und Ängsten.

Machen wir uns bewusst, dass wir beim Medical Training sehr viel mit unschönen Gefühlen konfrontiert sind. Unsicherheit und Angst sind hier ganz vorne mit dabei. Daraus entsteht nicht selten massives Aggressions- oder höchstgradiges Fluchtverhalten.

Da reicht es nicht, einfach nur kleine Trainingsschritte zu machen. Sicher sind diese ein entscheidender Schlüssel gerade auch im Medical Training.

Wir brauchen aber noch mehr. Neben den kleinen Schritten sind viele, viele Wiederholungen entscheidend für den Erfolg.

Dabei machen wir uns die klassische Konditionierung zu nutze. Viele Wiederholungen heißt viel Futter. Und hier ist sehr gutes Futter wichtig. So wird man nach und nach eine sehr bedrohliche Situation in eine Situation verwandeln, die dem Tier ankünigt, dass es etwas Erfreuliches gibt.

Man ersetzt so die Angst durch freudige Erwartung. Das passiert allerdings nicht innerhalb von 5 oder 10 Wiederholungen. Es kann sein, dass ich 100 brauche.

 

Ich muss die Körpersprache meines Tieres lesen können.

Ein dritter und entscheidender Punkt, ist eine sehr gute Kenntis im Bereich Körpersprache. Nur wenn ich unterscheiden kann, ob mein Tier sich wohl fühlt oder nicht, kann ich auf seine Gefühlslage eingehen und mein Training anpassen.

 

Ich brauche also für ein erfolgreiches Medical Training

  • kleine Trainingsschritte
  • viele Wiederholungen
  • einen sehr guten Verstärker
  • und ein geschultes Auge für die Gefühlslage meines Tieres