Immer wieder stelle ich fest, wie verspannt Mensch und Tier in ungewohnten und auch unschönen Situationen sind.

 

Entspannung ist so wichtig um schwierige Situationen gut zu meistern.

Den Kopf einschalten, statt kopflos zu reagieren. So viel Zeit bleibt meistens. Vor allem, weil dann alles leichter geht.

 

Die konditionierte Entspannung ist eine tolle Hilfe, wenn man sie richtig aufbaut.

Oft wird sie aber zu früh eingesetzt oder nur zu Beginn einmal aufgebaut und soll dann ein Leben lang halten.

So funktioniert das aber leider nicht.

 

Wie wirkt die konditionierte Entspannung

 

Zuerst einmal möchte ich gerne die Begrifflichkeiten klären.

Konditionierung bedeutet in der Lernpsychologie das Erlernen von Reiz-Reaktions-Mustern.

Entspannung ist laut Wikipedia „eine Methode zur Verminderung der körperlichen und seelischen Anspannung und Abbau von Stress“.

 

Somit ist die konditionierte Entspannung eine erlernte Verminderung von körperlicher und seelischer Anspannung auf einen bestimmten Reiz hin.

Einfach ausgedrückt lernt das Tier sich immer zu entspannen, wenn es einen bestimmten Reiz in seiner Umgebung wahrnimmt.

Bei dieser Reiz-Reaktion-Verknüpfung greifen wir auf die klassische Konditionierung zurück.

 

Genau wie bei der Konditionierung des Clicker der Click das Futter ankündigt, kündigt bei der konditionierten Entspannung ein Geräusch, ein Duft oder eine Berührung eine entspannte Atmosphäre an.

 

Das Ergebnis sieht dann so aus, dass das Tier, sobald es beispielsweise eine bestimmte Musik hört, innerlich runter fährt.

 

Zwei praktische Beispiele, die das Prinzip verdeutlichen

Du nimmst die Leine in die Hand. Dein Hund springt vor Freude in die Luft. Er weiß, dass die Leine in Deiner Hand (Reiz) Spaß (Gefühl) auf dem Spaziergang bedeutet. Die Leine löst bei dem Hund also das Gefühl der Freude aus.

 

Dein Pferd soll eine Impfung bekommen. Der Tierarzt packt eine Spritze aus der Umverpackung aus. Bei diesem markanten Geräusch ergreift Dein Pferd panisch die Flucht. Auch wenn es normalerweise keine Angst vor Geräuschen hat, stellt sich die Angst vor der Spritze ein, noch bevor sich der Tierarzt überhaupt Deinem Pferd genähert hat.

 

Solche Reiz-Reaktions-Verknüpfungen finden wir überall um uns herum.

Wir können sie aber auch gezielt trainieren und dann bewusst einsetzen.

 

Welche Reize sind geeignet?

 

Prinzipell eignen sich Geräusche (Wort, Singsang, Musik), Düfte oder Berührungen sehr gut. Das Tier sollte diese Sinnesreize gut wahrnehmen können.

 

Es kommt also auf das Tier, aber auch auf die Situation an, welchen Reiz ich auswähle.

 

Musik und Düfte eignen sich für den längeren Einsatz. Beispielsweise für das Alleine bleiben, den Tierarztbesuch oder Hunde, die in fremder Umgebung generell ängstlich reagieren.

Musik ist hervorragend für zu Hause geeignet, lässt sich aber oft nicht so gut mitnehmen, oder wird unter Umständen draußen von anderen Geräuschen übertönt.

 

Klassische Klaviermusik vor allem Mozart lässt viele Tiere per se schon entspannen. Geeignet ist aber auch Entspannungsmusik.

Es gibt Untersuchungen, wonach weniger Narkosemittel benötigt wird, wenn im OP Entspannungsmusik läuft. Die Herzfrequenz wird gesenkt, das Schmerzempfinden und Angst werden reduziert.

 

Ein Duft ist universell einsetzbar. Er lässt sich zu Hause und auch unterwegs gut einsetzen. Beispielsweise über ein Halstuch, das der Hund trägt.

In der Phytotherapie werden vor allem Lavendel und Rose zur Entspannung eingesetzt. Aber Vorsicht! Nicht zu viel verwenden. Hunde habe eine sehr gute Nase.

 

Eine Berührung oder ein Laut ist hervorragend geeignet für ein plötzlich auftretendes Ereignis, wie beispielsweise eine Begegnungssituation.

Hierbei sollte man auf eine Berührung zurückgreifen, die das Tier als angenehm empfindet. Ein Wort oder ein Laut sollte langsam und eher mit tiefer Stimme ausgesprochen werden.

 

 

Wie baue ich eine konditionierte Entspannung auf?

 

Reiz auswählen

Zuerst einmal musst Du Dir überlegen, in welcher Situation Du die konditionierte Entspannung einsetzen möchtest.

Welcher Reiz ist dafür geeignet?

Kann Dein Tier ihn in dieser Situation gut wahrnehmen?

Welchen Reiz kannst auch Du gut annehmen?

 

Entspannte Atmosphäre schaffen

Dann brauchst Du eine Situation, in der Dein Tier sich entspannen kann.

Die abendliche Kuschelstunde, während Du die Büroarbeit erledigst, in der Mittagspause, …

Beobachte Dein Tier über den Tag genau und versuche herauszufinden, wie Du die Entspannung herbeiführen kannst. An welchem Ort, zu welcher Zeit?

Wenn Dein Tier es genießt, kannst Du es auch die Entspannung streicheln oder massieren.

 

Verknüpfung herstellen

Sobald Du weißt, wie und wann Du Dein Tier entspannen kannst, startest Du mit dem Konditionieren der Entspannung.

Du machst die Musik an, präsentierst den Duft, sagst Dein Wort oder berührst es an einer Stelle, die ihm angenehm ist.

Anschließend sollte Dein Tier dann in die Entspannung fallen.

 

Zur Veranschaulichung ein praktisches Beispiel

Du weißt, dass Dein Hund sich entspannt auf die Decke legt, wenn Du Dich an den Schreibtisch setzt. Bevor Du Dich mit Deiner Büroarbeit beschäftigst, legst Du ihm ein Halstuch mit dem ausgesuchten Duft um, oder legst eine CD mit der gewählten Musik ein. Danach machst Du alles wie immer.

Dein Hund entspannt sich, weil er sich in dieser Situation immer entspannt. Es wird aber eine Verknüpfung mit dem Duft oder der Musik stattfinden.

Nach vielen Wiederholungen – man sagt mindestens 30-50 – kannst Du die Entspannung dann auch in anderen Situationen auslösen.

 

Immer wieder aufladen

Ganz wichtig ist aber zu wissen, dass Du ja hier eine bewusst herbeigeführte Verknüpfung erstellst. Wenn Du nach den 30-50 Wiederholungen den Duft mit zum Tierarzt nimmst, erzeugst Du auch eine Verknüpfung mit der unangenehmen Situation. Da Du auf das Verknüpfungskonto aber vorher viele positive Wiederholungen eingezahlt hast, wird die eine unangenehme Situation nicht ins Gewicht fallen.

Du musst einfach dafür sorgen, dass die Verknüpfung von Duft und entspannt im Büro liegen viel häufiger ist, als die Verknüpfung Duft und ich stehe auf dem Tierarzttisch.

Achte also immer darauf, dass Dein Verknüpfungskonto gut im Plus ist.

Wenn Du nicht immer wieder etwas auf das Konto einzahlst, wird es ins Minus rutschen. Dann wird Dein konditionierter Reiz zur Ankündigung von einer unangenehmen Situation.